Gibt es ein Target-2-Desaster?

Gibt es ein Target-2-Desaster? Quellen

Grundsätzliche Information und Definitionen
Deutsche Bundesbank – Eurosystem: TARGET2-Saldo

Zitiert aus TARGET2 – ein einheitliches Europa für Individualzahlungen auf Seite 2:
[Fettschrift stammt von mir!]
Am 19. Mai 2008 löste TARGET2 das vorangegangene TARGET-System nach einer sechsmonatigen Migrationsphase ab. Derzeit sind neben den Zentralbanken der Euroländer die Europäische Zentralbank sowie die Zentralbanken von Bulgarien, Dänemark, Kroatien, Polen und Rumänien an TARGET2 angeschlossen. TARGET2 ist das größte Individualzahlungssystem Europas und wickelt pro Tag durchschnittlich rund 340.000 Zahlungen im Wert von ca. 1,7 Billionen Euro ab. Der Anteil der über die Bundesbank eingereichten Zahlungen beträgt bei den Stückzahlen rund die Hälfte sowie beim Umsatz über ein Drittel.

Mir kam so komisch vor, was seit Jahren landauf landab in Deutschland veröffentlicht wird. Es ist schlichter Unfug! Irgendwann kamen Gerüchte auf, die der bekannte und gern gehörte Prof. Dr. Reiner Unsinn aufbrachte.

Doch er verschwand von einem Tag zum anderen aus der öffentlichen Wahrnehmung. Trotzdem halten alle Besserwisser und Erklärbären in Deutschland, die sich für besonders schlau halten, an seinen Irrtümern fest, ob wohl er sich als Wirtschaftswissenschaftler und als Statistiker ausgab. Unsere europäischen Nachbarn lachen über so viel Dummheit!

Was sind Fakten? Was ist Propaganda?
Wirtschaften ist keine Wissenschaft und Statistiken sind nur hilfreich, wenn man sie selbst gefälscht hat. Durch eigenes Überlegen fand ich den Denkfehler heraus und wusste nun, nach was ich suchen kann, um den Sachverhalt von Fachleuten beschreiben zu lassen. Bitte folgen Sie den Links zu den Quellen, um sich erfolgreich von den Propagandalügen in Deutschland lösen zu können!

Wenn Spanier für zwei Millionen Euro in Deutschland einkaufen und Deutsche für eine Million Euro in Spanien, dann bezahlen sie dafür. Target2 ist kein Kreditvertrag, sondern eine Statistik, in der erfolgte Überweisungen auftauchen. Ohne Überweisungen gibt es keinen Target2-Saldo! Warum zielt die Desinformation in eine völlig andere Richtung?

Warum hat sich die AfD diese Irreführung der Massen zu eigen gemacht, statt endlich mal Peter Boehringer den Mund zu verbieten, der zu allem Hohn auch noch Vorsitzender des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages ist? Wenn Dummheit weh täte, dann würde er Tag und Nacht schreien! Ich habe aufgegeben, Herrn Boehringer auf seinen Irrtum hinzuweisen. Mir bleibt verborgen, was ihn motiviert.

17. August 2018 | Jens Berger: Was Sie schon immer über Target 2 wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten [ mit sehr vielen Links ]

Vertiefende Fachliteratur
„Target 2“ ist auch ein Thema des Versagens unserer Medien. Die Debatte ist auch deshalb eine rein deutsche Debatte, weil in Deutschland die unseriösesten Ökonomen von ebenso unseriösen Finanzjournalisten auf ein Podest gehoben werden.

Es ist kaum vorstellbar, dass beispielsweise die Financial Times einem Hans-Werner Sinn Raum für dessen esoterische Ergüsse geben würde. Olaf Storbeck, einer der wenigen guten Finanzjournalisten, fasste dies im Kontext der Target-Debatte schon vor Jahren mit dem griffigen Satz zusammen: „Ein VWL-Student, der so [wie Hans-Werner Sinn] argumentiert, würde durchs Examen fallen“. Und Storbeck hat damit vollkommen Recht.

Auf internationaler Ebene findet sich daher auch kein namhafter Ökonom, der die deutschen „Medien-Thesen“ zu den Target-Salden teilen würde und generell gibt es keinen einzigen mir bekannten Zentralbankexperten, der derartige Thesen teilt.

Ganz im Gegenteil: Das zeigen die zahlreichen Gegenstimmen, wie die des EZB-Ökonomen Ulrich Bindseil, des ehemaligen Wirtschaftsweisen und Zentralbankers Olaf Sievert oder des ehemaligen EZB-Chefvolkswirts Jürgen Stark, die allesamt zwar vom Fach sind, aber sicher nicht in Verdacht stehen, dem volkswirtschaftlichen Mainstream kritisch gegenüberzustehen.

Freilich gibt es auch von progressiven internationalen Experten, die als Koryphäen auf ihrem Gebiet gelten, harsche Kritik an den deutschen „Talkshowökonomen“ und ihren publizistischen Bodentruppen.

Schon 2012 machte sich der irische Notenbank-Ökonom Karl Whelan über Sinn und den deutschen Finanzjournalismus in einem kurzen Stück lustig und riet den „deutschen Kindern“, die Sinn als Opfer der „Target-Falle“ instrumentalisiert, lieber ruhig zu schlafen, als sich Sorgen um „Target 2“ zu machen.

Anders als Sinn, Henkel, Maier und Co. weiß Whelan auch, wovon er spricht; schließlich hat der Ökonomieprofessor jahrelang als Experte für Zentralbank-Rechnungswesen bei der FED und später bei der irischen Nationalbank gearbeitet.

Heute berät er das Europaparlament in geldpolitischen Fragen. Seine fachlich unstrittigen Aussagen fasst er später in einem kleinen Aufsatz und einem Fachartikel zusammen, der jedoch für Nicht-Ökonomen nahezu unverständlich sein dürfte.

Vom Fach sind auch die beiden Zentralbank-Ökonomen Willem H. Buiter (LSE, Yale, Bank of England) und Ebrahim Rahbari (LBS, Oxford, Citigroup), die die fachlichen Hintergründe von „Target 2“ ebenfalls in einem für Laien unverständlichen, aber für Ökonomen äußerst lehrreichen wissenschaftlichen Papier zusammengetragen haben.

Sogar auf Deutsch steht die wissenschaftliche Arbeit der beiden Jenaer Finanzökonomen Peter Burgold und Sebastian Voll zur Verfügung. Empfehlenswert und auch für Laien verständlich sind die zahlreichen Artikel, die Joachim Nanninga für die Seite Makroskop geschrieben hat (z.B. hier, hier oder hier).

Es hätte auch den deutschen „Talkshow-Ökonomen“ freigestanden, sich diese Facharbeiten und Artikel einmal anzuschauen und auf wissenschaftlicher Ebene eine Debatte zu führen, wenn sie denn tatsächlich Gegenargumente hätten.

Doch diese Gelegenheit wurde nie wahrgenommen, obgleich man nun bereits sieben Jahre Zeit hatte. Doch die toben sich lieber in abstrusen Hysterie-Artikeln in den deutschen Medien aus. Woran das wohl liegen wird?

Lesen hilft! Fachleute nehmen Stellung
24. April 2012 | Peter Burgold und Sebastian Voll: Mythos TARGET2 – ein Zahlungsverkehrssystem in der Kritik [40 Seiten]

Link zur pdf-Datei [38 Seiten]

Abstract: TARGET2 ist seit gut einem Jahr Zielscheibe massiver akademischer Kritik. Wir legen dar, dass TARGET2 keiner Veränderungen bedarf. Die Salden sind keine echten Kredite und sollten nicht als solche betrachtet werden. Die zugrunde liegenden ökonomischen Probleme sind weder hinreichend noch notwendig mit dem Zahlungssystem verknüpft und können deswegen darüber nicht sinnvoll angegangen werden. Die geforderten Modifikationen stellen zudem keine überzeugenden Alternativen dar, insbesondere auch nicht für den Fall eines Auseinanderbrechens der Eurozone. Dann sind sie im Übrigen auch nur ein Teilproblem der zu regelnden Desintegration der Zentralbankbilanzen.

Seite 3:
Der vorliegende Artikel zeigt, dass die Vorwürfe gegen das Zahlungssystem letztlich haltlos sind und teilweise auf unzutreffenden Argumenten fußen. Es werden die durchweg nur rudimentär ausgearbeiteten Regulierungsvorschläge der TARGET2-Kritiker diskutiert. In einigen Fällen sind diese überhaupt nicht in der Lage, eine Rückführung der TARGET2-Salden zu bewirken, in anderen erscheinen sie einer kontrollierten Rückabwicklung der Währungsunion klar unterlegen. Einen Beitrag zur Überwindung der Schuldenkrise oder zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Peripherieländer lassen sie allesamt nicht erwarten.

Seite 4:
Zu den grundlegenden Einsichten der Außenwirtschaftstheorie gehört, dass ein Export durch einen wertmäßig entsprechenden Import oder einen Kredit oder eine Übertragung von Vermögenswerten finanziert wird. Werden die Importe durch Exporte finanziert, hat das Ausland sofort eine realwirtschaftliche Gegenleistung für die erbrachte Leistung erhalten. Diesem Interessenausgleich ist auch Genüge getan, wenn der Exporteur oder ein vermögender Dritter bereit ist, dem Importeur Kredit zu gewähren. Die Gegenleistung – Lieferung von Vermögen, Gütern oder Dienstleistungen – ist dann aufgeschoben. Der Kreditgeber willigt aus freien Stücken in die Kreditvergabe ein und haftet dafür mit seinem Vermögen. Bei Zahlungsunfähigkeit des Importeurs fallen die Verluste ausschließlich bei seinem Kreditgeber an, der sich dagegen selbst durch Kreditsicherheiten und Zins absichern muss.

Seiten 39 und 40:
Würden Einschränkungen im Zahlungsverkehr tatsächlich positive Effekte auf die davon betroffenen wirtschaftsschwachen Regionen erwarten lassen, müssten die TARGET2-Kritiker konsequenterweise analoge Mechanismen auf regionaler Ebene fordern. Schließlich gibt es innerhalb der Euro-Mitgliedsländer teilweise größere wirtschaftliche Unterschiede als zwischen ihnen. Dass dies nicht getan wird, zeigt unseres Erachtens, dass die wahren Beweggründe für Änderungen im Zahlungssystem darin liegen, die Peripherieländer unter möglichst einseitiger Kostenabwälzung aus der Eurozone zu zwingen.

5. April 2012 | Herget Stephan – Target2-Salden: Ursachen und Problematik | Als Buch bei amazon
Die folgende Ausarbeitung stellt das Target2-System und dessen Ziele dar. Die Entwicklung des Systems wird dabei chronologisch dargestellt. Daraufhin wird die Entstehung der Target2-Salden besprochen und ihr zustandekommen untersucht. Anschließend werden Probleme der Target2-Salden und darauf bezogene Thesen diskutiert.

Seiten 34 und 35
7 Fazit
Das Target2-System dient als Zahlungsverkehrssystem des Eurosystems und einiger weniger Staaten, die noch nicht den Euro als Währung eingeführt haben. Target ist die Abkürzung für „Trans-European Automated Realtime Gross Settlement Express Transfer System“. Target2-Salden können in diesem System durch drei allgemeine Arten von Transaktionen, gemäß der Zahlungsbilanz, hervorgerufen werden. Sie können aufgrund einer Leistungstransaktion, einer reinen Finanztransaktion oder einer Vermögensübertragung entstehen. Die Zahlungsbilanzen bleiben dabei stets ausgeglichen. Die Finanzkrise von 2008 verunsicherte den Finanzsektor und führte in die Euro-Krise. Durch die einseitigen Finanzabflüsse aus den Krisenländern wuchsen die Target2-Salden der nationalen Zentralbanken drastisch an. Die Deutsche Bundesbank besitzt seitdem die höchsten Target2-Forderungen. Die GIIPS-Länder (Griechenland, Irland, Italien, Portugal, Spanien) stellen den Kern der Länder dar, die Target2-Verbindlichkeiten aufweisen.

Diese Salden sind größtenteils durch Kapitalflucht aus den GIIPS-Ländern entstanden und zu einem geringeren Anteil durch bereits vorhandene Leistungsbilanzdefizite. Der Zufluss der Liquidität über das Target2-System an die Geschäftsbanken Deutschlands hat dazu geführt, dass diese weniger auf Refinanzierungskredite durch die Deutsche Bundesbank angewiesen sind. Ein Einfluss auf die Kreditvergabe an den Privatsektor ist nicht zu erkennen.

Das Geld, das über das Target2-System nach Deutschland und die anderen Staaten fließt, die Target2-Forderungen aufweisen, wird nicht von ihnen finanziert. Vielmehr wird es durch die nationalen Zentralbanken der GIIPS-Staaten gemäß der Vorgaben der Europäischen Zentralbank in Folge von Refinanzierungskrediten geschöpft. Deutschland finanziert folglich auch keine vorhandenen Leistungsbilanzdefizite. Es existieren somit keine sogenannten „Target-Kredite“. Target2-Verbindlichkeiten und Forderungen stellen keine reale Verschuldung der GIIPS-Länder gegenüber Deutschland dar. Sie dokumentieren lediglich den Geldfluss aus den GIIPS-Ländern nach Deutschland.

15. März 2017 | Eine Spekulation – Wenn „Staatsschulden“ im Prinzip „private Firmenschulden“ wären
TARGET2: The Eurosystem’s real-time gross settlement system (subtitled)

18. September 2014 | Subtitled version of the video „TARGET2: The Eurosystem’s real-time gross settlement system“

Target2.eu | 29. Juni 2016 | What is TARGET2?

TARGET2 is the real-time gross settlement (RTGS) system owned and operated by the Eurosystem. TARGET stands for Trans-European Automated Real-time Gross settlement Express Transfer system.
TARGET2 is the second generation of TARGET.

Payment transactions in TARGET2 are settled one by one on a continuous basis, in central bank money with immediate finality. There is no upper or lower limit on the value of payments. TARGET2 settles payments related to monetary policy operations, interbank and customer payments, and payments relating to the operations of all large-value net settlement systems and other financial market infrastructures handling the euro (such as securities settlement systems or central counterparties).

TARGET2 is operated on a single technical platform. Business relationships are established between the TARGET2 users and the respective central bank. In terms of the value processed, TARGET2 is one of the largest payment systems in the world.
TARGET2 facts in 2012:

– TARGET2 had 999 direct participants, 3,386 indirect participants and 13,313 correspondents
– TARGET2 settled the cash positions of 82 ancillary systems
– TARGET2 processed a daily average of 354,185 payments, representing a daily average value of EUR2,477 billion
– the average value of a TARGET2 transaction was EUR7,1 million two-thirds of all TARGET2 payments (i.e. 68%) had a value of less than EUR50,000 each; 11% of all payments had value of over 1 EUR million each
– the peak in volume turnover was 29 June 2012 with 536,524 transactions and peak value turnover was on 1 March 2012 with EUR3,718 billion
– TARGET2’s share in total large-value payment system traffic in euro was 92% in value terms and 58% in volume terms
– the SSP technical availability was 100%
– 99.98% of TARGET2 payments were processed in less than five minutes

Quellen

DZiG.de Deutsche ZivilGesellschaft
Hans Kolpak
Kloschwitzer Allee 6

08538 Weischlitz
Deutschland

E-Mail: hans.kolpak@dzig.de
Homepage: https://www.dzig.de
Telefon: 03741 423 7123

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