Angst- und Zwangserkrankungen: Patienten in der freien Wahl des Therapieverfahrens stärken!

Der 37-jährige Gruppenleiter vom Bodensee ist seit 25 ebenfalls erkrankt und kritisiert die immer offensichtlicher werdende Tendenz, wonach Patienten mit Zwangs- und Angststörungen durch Experten und Fachgesellschaften Verhaltenstherapie als die alleinig wirksame Therapieform bei diesen psychischen Krankheiten angepriesen wird. „Ich halte es für überaus bedenklich, wenn vor allem theoretisch und praktisch-angewandte Wissenschaften auf der ausschließlichen Basis von konzeptionellen Kosten-Nutzen-Bewertungen eine Empfehlung für jene Lehrmeinung aussprechen, auf der die kürzeste und oberflächlichste Therapie aufbaut, welche die Gesetzlichen Krankenkassen als anerkannte Leitlinienverfahren kennen und bezahlen“. Riehle verweist darauf, dass erfahrungswissenschaftliche Einschätzungen bei der Bewertung über Erfolg und Effizienz der Therapien eine deutlich untergeordnete Rolle spielen: „Ich habe in bislang über 17 Jahren Selbsthilfearbeit genügend Betroffene kennengelernt, die explizit unterstrichen haben, mit der (kognitiven) Verhaltenstherapie nicht vorangekommen zu sein. Es ist daher Augenwischerei, wenn man behaupten würde, diese Therapievariante wäre nachgewiesenermaßen die einzig hilfreiche. Dieser Absolutheitsanspruch der verhaltenstherapeutischen Interessenvertretung muss kritisch hinterfragt und mit Beispielen aus der Praxis konfrontiert werden“. Mehr lesen

Menschen mit Sozialer Phobie erfahren im Berufsleben häufige Ausgrenzung

Darauf macht der Selbsthilfeverband intakt e.V. aufmerksam, der gleichzeitig aber auch auf den Umstand verweist, dass Betroffene viele Persönlichkeitseigenschaften mitbringen, die im Job von großem Vorteil sein können: „Einerseits sind die Betroffenen von ihrer Angst gekennzeichnet, was sich nicht zuletzt auch die Sorge vor einer ausgrenzenden Behandlung durch den Vorgesetzten oder die Kollegen deutlich macht. Auch beobachtet man bei Sozialphobikern die Befürchtung, schlechter behandelt zu werden und von der aktuellen Position nicht weiter aufsteigen zu können. Insgesamt präsentieren sich die Erkrankten bereits im Bewerbungsgespräch deutlich tiefstapelnd und wirken damit sehr schüchtern und wenig selbstbewusst“, erläutert der Vorsitzende des Vereins, Julian Kurzidim. Und der Psychologische Berater des intakt e.V., Dennis Riehle, ergänzt dazu: „Sicherlich ist manchem Chef ein wenig durchsetzungsbereiter Bewerber lieber, denn dann muss er schließlich auch nicht fürchten, alsbald mit der Forderung nach mehr Gehalt, weitergehenden Kompetenzen oder neuen Führungsaufgaben konfrontiert zu werden. Gleichzeitig wünschen sich viele Arbeitgeber wiederum selbstsichere, couragierte und von sich überzeugte Angestellte im Betrieb, deren Dickschädel manchmal mehr gefragt ist als ein angepasster und bescheidener Beschäftigter, der sich scheinbar nichts zutraut“. Mehr lesen